Das ist Muckiguck, eine 1,5 jährige Aberdeen Angus Färse mit Gehbehinderung. Bei ihrer Geburt hat sie sich einen Sehnenschaden im Hinterbein zugezogen, der leider weitestgehend unbehandelt blieb und inzwischen irreperabel ist. Wegen Zuchtuntauglichkeit sollte sie zum Metzger, was die Frau des Züchters nicht zulassen wollte.
Sie bat mich Mucki aufzunehmen oder zu vermitteln.
Klar, dachte ich, mach ich, kein Problem,
Da ahnte ich noch nicht, wie schwierig das werden würde
Anfangs schien es garnicht so schwierig, hier und da startete ich eine Anfrage und bekam dann auch schnell einige Zusagen.
Einer der ersten sehr schönen Plätze musste dann wieder abgesagt werden, weil nicht auf Dauer garantiert werden konnte, dass Mucki keinen Bullenkontakt hat. Da hätte sie in einer kleinen überschaubaren Gallowayhaltung gelebt.
Dann hätte ich sie noch bei einigen Tierschutzorganisationen unterbringen können. Jeweils wirklich schöne Haltungsbedingungen und liebevolle Pflege aber keinerlei Rinderkontakt. Das kann man aber, in meinen Augen, einfach keinem Rind zumuten. Allein unter Pferden möchte ein so kleines Rindermädel bestimmt nicht leben
Dann gab es noch schöne Platzangebote in Süddeutschland, einige auch in Mitteldeutschland aber keines unter stundenlanger Transportzeit. Mucki wohnt in Norddeutschland. Mehrere TÄ rieten mir dringend davon ab eine gehbehinderte Kuh längere Strecken zu transportieren.
Also verschärfte ich meine Suche im näheren Umfeld,
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Keine Chance!
Gut, dachte ich mir, dann stellen wir Mucki eben in Pension unter.
Vermeintlich geeignete Plätze waren schnell gefunden. Leider stellte sich dann jeweils noch schneller heraus, dass es kaum möglich war Mucki behindertengerecht unterzubringen.
Unebenes Gelände ist nichts für sie, eine bereits bestehende Zweier- oder Vierertruppe von Rindern mobbt sie raus, mit zu vielen Rindern in der Herde ist sie überfordert, sie kann sich nicht behaupten und geht unter.
Eine einsame Kuh in sonst optimaler Haltung war nirgends zu finden.
Dann gab es ihn doch, den fast perfekten Platz, ebenes Gelände, Offenstallhaltung, nur mit Mädels, alle Mädels höchstens gleichaltrig, noch keine feste Herdenstruktur, da sich die Truppe gerade erst gefunden hatte.
Leider in einem Nutzungsbetriebm, die Haltungsbedingungen waren aber top.
Keine Chance, Mucki bekam keine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom VetAmt, ihr Bestand war zwar gerade erst auf Rinderseuchen negativ getestet worden, die Blutuntersuchungen fanden davor aber in zu unregelmässigen Abständen statt. Diese müssen aber jährlich durchgeführt werden, um einen Rinderbestand mitSeuchen-frei-Status vom VetAmt bestätigt zu bekommen.
Jeder Betrieb, der ein Rind ohne diese Bescheinigung vom VetAmt aufnimmt, verliert selber seinen Status.
Somit war eine Fremdunterbringung mit einem Mal unmöglich geworden,
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Wohin mit Mucki???
Verzweiflung machte sich breit. Die Galgenfrist rückte ihrem Ende zu,
Sollte ich nun tatsächlich bei allen bereits abgesagten Einzelplätzen wieder anklopfen? Allein ist schliesslich besser als tot,
Aber Mucki ist so sozial, so liebebedürftig, hängt so sehr an ihren Halbschwestern, es ist doch schon schwer genug für sie, dass sie diese verlieren wird.
Inzwischen liefen alle auf Hochtouren
(By the way: Danke an meine Mod-Partner, die Admins, HandicapTiere, Gerd, Thyrie und auch sonst alle, die sich die Finger wundgetippt haben )
Schliesslich hat sich das Beistellpferdeteam dazu entschlossen Mucki, zumindest vorübergehend, ein Zuhause zu bieten. Damit sie aber auch in unserer Obhut nicht allein unter Pferden hausen muss, begaben wir uns auf die Suche nach passender Gesellschaft,
Zuerst überlegten wir uns, dass der passende Partner, höchstens gleichaltrig, ebenfalls robustrassig, hornlos und möglichst weiblich sein sollte. Wobei es sich natürlich ebenfalls um ein Notfalltier handeln sollte.
Zunächst waren wir bei verschiedenen Betrieben mit Galloways. Notfälle waren das irgendwie alle, fast allen drohte auf kurz oder lang die Schlachtung .
Leider waren die meisten Gallows sehr verwildert, meist kamen wir nichtmal auf 3 Meter an die Tiere heran.
Schnell war klar, dass so ein junges, springlebendiges, verwildertes Robustrind nicht zu unserer behinderten Mucki passt.
Auch wir Rinderlaien wären mit einem solchen Wildfang überfordert gewesen.
Schliesslich fragte ich bei den Milchbauern hier in der Umgebung herum. Da kam schnell heraus, dass Kühe eigentlich niemals nutzlos für die Bauern sind, selbst bei Zuchtuntauglichkeit gab es zumindest noch eine saftige Schlachtprämie. Die Schlachtpreise liegen hier bei etwa 900Euro pro ausgewachsene Kuh.
Schliesslich sah ich SIE
Salome!
Eine schwarzbunte Färse, gleichaltrig mit Mucki, ebenfalls gehbehindert. Sie hat bereits in ganz jungen Jahren (besser Monaten) aus Versehen ein Kalb geboren. Dieses ist leider schnell verstorben.
Sie strahlt pure Ruhe aus.
Zum WE hin werden Mucki, sie heisst jetzt Jolanda (auch wenn das O-TON Ginger nach jodelnder Roulade klingt *kicher*) und Salome in ihr (Winter-) Quartier ein.
Berichterstattung und Fotos folgen in Jola&Salo
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